Wie gelingt die Rückblende, wenn ich in der Vergangenheit - Narratives Präteritum - schreibe?
Die "Regel" lautet, wenn man eine Geschichte in der Vergangenheit (narratives Präteritum) erzählt, muss man für die Rückblende die Vorvergangenheit (Plusquamperfekt) verwenden.
Sie lief die Strasse entlang, als ihr plötzlich in den Sinn kam, wie Robert sie gestern angeschaut hatte. Hatte er etwas vor ihr zu verbergen? usw.
Doch, dies wirkt sehr bremsend auf die Geschichte und ist "nervig" zu lesen. Daher verwendet man in der Literatur folgenden Trick: Der erste Satz - je nach Text auch zwei drei erste Sätze - werden mit "hatte" gebildet, danach weiss der Leser, dass es eine Rückblende ist und es wird in die Vergangenheit zurück gewechselt. Am Ende der Rückblende kann man einen - zwei drei - Sätze wieder mit "hatte" formen, so dass der Leser das Empfinden für das Vorvergangene erhält.
Je nachdem, wie der Text weiter geht, kann man am Ende das "hatte" weglassen. Zum Beispiel, wenn danach ein neues Kapitel beginnt.
Aus dem Schreibatelier geplaudert - Text einer Studentin
Meine Bordkarte hatte sich kaum mehr glattstreichen lassen und die Angestellte am Schalter hatte mich von oben bis unten gemustert, während sie mit ihren Kunstnägeln auf der Tastatur herumgetippt hatte. Nachdem ich endlich die letzte Falte glattgekriegt hatte, öffnete sich die Schranke und ich konnte den anderen Passagieren zum Flugzeug folgen. Es war nicht so, dass ich das erste Mal flog, aber seit einer Ewigkeit war ich nicht mehr alleine verreist. Als ich siebzehn war, fuhr ich mit dem Zug in die Provence, doch schon im Zug hatte ich Barbara kennengelernt. Sie hatte mich angesprochen, weil sie auf meiner Kofferetikette dieselbe Strasse wie auf ihrer entdeckt hatte.
Da das Hotel selbst kein Restaurant hatte, liess ich mir den Weg ins Dorf erklären, wo ich die Wahl zwischen einem Take away und einem Pub hatte. Das Take away wirkte schmuddelig, also blieb nur das Pub. Ich war noch nie zuvor in einem Pub gewesen, doch ich hatte Hunger. Zögernd öffnete ich die schwere Türe, hinter der eine düstere, leere Gaststube lag. Der Mann hinter der Theke grüsste mich und wies mir den Weg in den Garten, der vollbesetzt war. Mir lief das Wasser im Mund zusammen, als ich sah, was auf den Tellern der anderen Leute hatten, denn seit dem Sandwich im Flieger, hatte ich nichts mehr gegessen.
Meine Bordkarte hatte sich kaum mehr glattstreichen lassen und die Angestellte am Schalter musterte mich von oben bis unten, während sie mit ihren Kunstnägeln auf der Tastatur herum tippte. Nachdem ich endlich die letzte Falte glatt kriegte, öffnete sich die Schranke und ich konnte den anderen Passagieren zum Flugzeug folgen. Es war nicht so, dass ich das erste Mal flog, aber seit einer Ewigkeit war ich nicht mehr alleine verreist. Als ich siebzehn war, fuhr ich mit dem Zug in die Provence, doch schon im Zug lernte ich Barbara kennen. Sie sprach mich an, weil sie auf meiner Kofferetikette dieselbe Strasse wie auf ihrer entdeckte / entdeckt hatte.
Da das Hotel selbst kein Restaurant besass, liess ich mir den Weg ins Dorf erklären, wo ich zwischen einem Take away und einem Pub wählen konnte. Das Take away wirkte schmuddelig, also blieb nur das Pub. Ich war noch nie zuvor in einem Pub gewesen, doch ich war hungrig. Zögernd öffnete ich die schwere Türe, hinter der eine düstere, leere Gaststube lag. Der Mann hinter der Theke grüsste mich und wies mir den Weg in den Garten, der vollbesetzt war. Mir lief das Wasser im Mund zusammen, als ich sah, was auf den Tellern der anderen Leute lag, denn seit dem Sandwich im Flieger, hatte ich nichts mehr gegessen.
Wie viele Rückblenden erträgt ein Roman?
Rückblenden sind immer eine Unterbrechung des Erzählflusses der Geschichte, in der sich der Protagonist gerade befindet. Daher bremsen sie die Erzählung aus, was bedeutet, dass jede Rückblende dem Geschehen dienen, sie wirklich bereichern muss, sonst hängt der Leser ab. Du kannst natürlich auch hier mit Cliffhangern arbeiten, doch achte darauf, dass es nicht wie eine gelernte Technik wird, denn dies nervt den Leser mit der Zeit, da er es durchschaut. Mache die Cliffhanger nur, wenn sie auch wirklich stimmig sind vom Erzählfluss. Und,
show, don't tell
Auch die "Backstory" - Vorgeschichte - ist eine Geschichte, daher schreib diese erst einmal chronologisch auf und schau, wo sie in der erzählten Geschichte passt. Nicht bloss, um die Gefühle der Figur in der "Jetzt-Situation" zu erklären (telling), sondern um die darunter liegende Geschichte, die zu dem Jetzt gehört oder führte, zu zeigen (showing). Ist es spannend und bereichernd für die Geschichte und den Leser? Hilft es ihm, durch diesen "Filmeinschub" das Verhalten der Figur/en besser zu verstehen, sich besser in sie Einfühlen zu können (Identifikation) und ginge es auch ohne diese Vorgeschichte? Da der Leser in seinem Lesefluss gern wissen möchte, wie es "jetzt" weiter geht.
Vielleicht macht es Sinn, in der Erzählung früher zu beginnen und mit einem Prolog zu arbeiten?
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